Sind keltische Goldwaschplätze durch Ortsnamen heute noch zu lokalisieren?
Von Helmut Lorenz, Wuppertal.
Diese Arbeit wurde veröffentlicht in der Zeitschrift „der Aufschluss“, Jg. 52, Juli/Aug. 2001.
Einleitung
Die Kelten haben während der Bronzezeit und in der Eisenzeit, besonders in der La-Tène-Zeit, das mitteleuropäische Metallhandwerk geprägt. Für die hochentwickelten Produkte aus Bronze, Gold und Eisen sind nicht nur für die Verarbeitung, sondern auch für die Gewinnung der Erze besondere Kenntnisse erforderlich. Der organisatorische Aufwand für die Gewinnung des Rohmaterials und der Transport zu den Verarbeitungsstellen ist ebenfalls hoch einzuschätzen.
Keltische Stämme haben in Frankreich, Belgien, Spanien, Südengland, Irland, im Alpenraum, in Süddeutschland, Böhmen, Schlesien und im Karpatenraum über Jahrhunderte gesiedelt und uns ganz sicher einen Teil ihrer geographischen Benennungen in nicht wenigen Gewässer-, Gebirgs- und Ortsnamen hinterlassen. In Westdeutschland war es zum Beispiel möglich, eine Nordgrenze keltischer Ortsnamen zu ermitteln (KUHN, 1968).
Deshalb ist es auch wahrscheinlich, dass in Böhmen, wo der keltische Stamm der Boier vom 4. Jh. v. Ch. bis ca. 60 v. Ch. siedelte, trotz der Verdrängung durch die germanischen Markomanen und der Einwanderung slawischer Stämme im 6. Jh. n. Ch. (HEMMERLE, 1996), Namen keltischen Ursprungs heute noch zu finden sind.
Trotz dieser großen Wanderbewegungen ist sicher immer ein Teil der ursprünglichen Bevölkerung zurückgeblieben. Für die neuen Einwanderer war es dann auch einfacher, die bereits bestehenden Fluss-, Berg- und sonstigen Ortsnamen zu übernehmen, als ein ganz neues Namenssystem aufzubauen.
In Schlesien dürften die Verhältnisse ähnlich wie in Böhmen liegen. Die Kelten sind im 4. Jh. von Böhmen aus eingewandert, wurden selbst von einem germanischen Stamm, den Silingen, im 1. Jh. v. Ch. verdrängt und im 6. Jh. n. Ch. sind in Schlesien ebenfalls slawische Stämme eingewandert. Im 12.-13. Jh. erfolgte die Einwanderung und Besiedelung aus Deutschland.
In der Bronzezeit wurde Gold in Mitteleuropa vorwiegend als Schmuck und als Zeichen der Macht verwendet. Das änderte sich, als die Kelten in Böhmen und Süddeutschland Gold als Münzmetall anwendeten. Damit stieg der Goldbedarf sprungartig an. Im Siedlungsbereich der Kelten gibt es sicher keinen Fluss und auch keinen noch so kleinen Bach, der nicht auf eine mögliche Goldführung untersucht wurde.
Durch den hohen Wert des Goldes im Verhältnis zur Arbeitskraft war auch bei Goldseifen, die heute fern jeder Wirtschaftlichkeit liegen, eine Goldgewinnung möglich. Der Tagelohn in den Reichensteiner Goldbergwerken in Schlesien war Anfang des 16. Jh. vier Kreuzer. Um einen Dukaten mit 3,42 g Feingold zu verdienen, waren demnach 50 Tage erforderlich.
Für einen selbständig arbeitenden Goldwäscher war also eine tägliche Ausbringung von nur 0,1 – 0,2 g Rohgold ausreichend (QUIRING, 1948). Für einen Rheingoldwäscher war im 19. Jh. ein Ergebnis von täglich 1-3 g Gold, also das ca. 10-fache kaum noch ausreichend und für heutige Verhältnisse wäre wiederum das ca. 10-fache erforderlich. Das Gold hatte demnach vor ca. 500 Jahren in etwa den 100fachen Wert im Verhältnis zur Arbeitskraft.
Es ist anzunehmen, dass die Kelten auch Seifen mit ganz geringen Goldgehalten durchgewaschen haben. Nur weil ab dem Mittelalter bereits eine höhere Goldkonzentration erforderlich war, sind die großartigen keltischen Halden in Böhmen und Belgien erhalten geblieben. In Berichten aus dem Mittelmeerraum werden die Kelten als außerordentlich goldgierig beschrieben (WALDHAUSER, 1996).
ATHENAIOS, Autor der Antike aus der Zeit um 100 v. Chr. schreibt: „Es gibt gewisse Flüsschen, die Goldkörner mit sich führen. Diese werden von Frauen und körperlich schwachen Männern aus dem Sande heraus gesiebt, gewaschen.“ Funde von Frauenarmreifen nahe der keltischen Goldwaschanlage an der Otava in Böhmen bestätigen diesen Hinweis (LORENTZEN, 1993).
Im Jahr 1771 wurde bei Podmokly (zwischen Pilzen und Beroun in Westböhmen) ein Bronzekessel mit über 5000 keltischen Goldmünzen mit einem Gewicht von ca. 42,5 kg entdeckt, die allerdings leider zum größten Teil eingeschmolzen wurden. Der größte Teil der in Böhmen und auch in Süddeutschland geprägten keltischen Goldmünzen stammt aus dem 3.-1. Jh. v. Ch. (WALDHAUSER, 1996). Die leicht gewölbten keltischen Goldmünzen werden auch „Regenbogenschüsselchen“ genannt, weil sie oft auf einem Acker „am Rande eine Regenbogens“ gefunden wurden.
Namentliche Hinweise auf Goldvorkommen und Bergbautätigkeit
Die geographischen Namen in Schlesien wie auch in Böhmen haben sicher einen gewissen keltischen, germanischen, slawischen und ab 1200 auch deutschen Anteil. Die jüngste und auch konsequenteste Änderung aller deutschen Namen nach 1945 braucht bei diesen Überlegungen nicht berücksichtigt werden.
Eine Bestätigung, dass 2000 Jahre alte oder auch noch ältere geographische Benennungen in den behandelten Regionen noch vorhanden sind, ergibt sich allein schon durch den Namen „Böhmen“, der von dem keltischen Stamm der Boier abgeleitet ist und dem Namen „Schlesien“, der eine Ableitung von dem germanischen Stamm der Silingen ist.
Der größte Teil der schlesischen Lagerstätten und Fundstellen für Erze und Gold trägt dort auch deutsche Namen, wie z.B. Goldberg, Goldentraum, Goldquelle, Goldbach und Goldrinsel — hier ist eine Verbindung zu Goldvorkommen direkt erkennbar. Auch bei den Namen Silberberg, Kupferberg, Kupferhübel, Bleiberg, Eisenkoppe, Eisenberg, Eisendorf, Zinnberg und Zinnseifenberg, wird ebenfalls das bergbaulich wichtigste Metall direkt genannt.
Dann gibt es auch indirekte Hinweise bei den deutschen Ortsnamen auf Lagerstätten bzw. Goldwäschereien, z.B. Reichenstein, Reichenbach, über zehnmal die Ortsbezeichnung Seiffersdorf/Seifersdorf, Steinseiffen, Lauterseiffen, Schmottseiffen, Görisseiffen, Flachenseiffen, Querseiffen, etc.
Mit den Endungen „-siepen“, „-siefen“ und „seifen“ wird allgemein ein kleines, feuchtes Tal, eine Mulde oder ein Seitental mit einem kleinen Bach bezeichnet, wobei natürlich auch regionale Unterschiede bestehen. Im Montanwesen wird mit dem Begriff „Seife-„, „-seife“ dagegen eindeutig eine Anreicherung von nutzbaren und wertvollen Mineralien, Metallen und Edelsteinen im Sand, Kies und Geröll bezeichnet. „Seifenwasser“ im Eulengebirge in Schlesien, „Thalseifen“ nordwestlich von Trautenau in Böhmen und der „Seifersbach“ im Erzgebirge wären sonst Doppelbenennungen, die keinen Sinn ergeben würden.
In Niederschlesien lässt sich bei ca. 75% der Orte mit den Affixen „-seifen“, „-seiften“ Goldwäscherei nachweisen. Dagegen ist in dieser Gegend diese Bezeichnung für ein kleines, feuchtes Tal nicht geläufig.
Nun gibt es auch in Schlesien Namen, die aus der slawischen Sprache stammen, die von deutschen Siedlern im 12.-13. Jh. übernommen oder nur leicht verändert wurden, wie zum Beispiel im Bereich der in dieser Zeit betriebenen Goldwäschereien bei Lwówek Śląski (Löwenberg in Schlesien) der Ort Plakowice (Plagwitz) (BATTEK & SZCZEPANKIEWICZ, 1994). „Plukac“, „plukanie“ bedeutet im Polnischen soviel wie „waschen“, „spülen“. Ein weiteres Beispiel ist der Ort Kopacz (Kopatsch) bei Złotoryja (Goldberg), „Kopacz“, „Kopac“ bedeutet im Polnischen „graben“.
Abb. 1: Dieser Stein mit Inschrift steht in einem Goldbergbau bzw. Goldseifengebiet an der Straße von Lwówek Śląski (Löwenberg) nach Bielanka (Lauterseiffen) in Niederschlesien. Die Inschrift erinnert an den Goldbergbau und diesen Goldwaschplatz vom 11. bis 13. Jahrhundert. Das Zeichen links oben bedeutet, daß dieses Gelände mit den noch vorhandenen Halden unter Schutz gestellt wurde.
Nun taucht aber bei Goldlagerstätten mehrfach die Bezeichnung „Eule-“ auf. In einer Urkunde aus dem Jahr 1045, die den Goldbezirk von Jilove, bzw. die deutsche Ortsbezeichnung „Eule“ in Böhmen betrifft, wird von „Ylowei“, „Ylou“ und „ylowant“ im Zusammenhang mit Goldwäschern und Goldwaschen gesprochen (POŠEPNÝ, 1895).
Berücksichtigt man die Lautverschiebung vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen, wo aus einem „iu“ ein „eu“ geworden ist (FISCHER & FABIAN), wurde mit dem Wort „Eule“ sicher nicht der Vogel, sondern wahrscheinlich Gold, Metall oder auch ein wertvolle Mineralien enthaltendes waschbares Rohmaterial, z.B. Lehm, Sand und Geröll bezeichnet. Auch eine Verbindung mit einem bestimmten Ort oder einer bestimmten Tätigkeit ist nicht auszuschließen.
Nun hatte das Wort „Eule“ für die deutschen Einwanderer keinen landschafts- oder ortsbezogenen Sinn, also wurde eine Ergänzung hinzugefügt. Es entstand dadurch das Eulengebirge, der Eulenberg, Eulengrund, Eulenstein, Eulenbach und weitere ähnliche Bezeichnungen.
Es ist natürlich nicht ganz auszuschließen, dass bei diesen Benennungen verschiedentlich auch der Vogel, die Eule, damit gemeint ist, aber da Eulen infolge einer erforderlichen Reviergröße doch recht gleichmäßig über die Landschaft verteilt sind, wird eine Ortsbezeichnung nach dem Vogel Eule wahrscheinlich nur selten auftreten.
Auch QUIRING hat in dem umfassenden Werk „Geschichte des Goldes“ die Vermutung geäußert, dass dieses Wort „Eule“ bzw. „Jilove“ aus dem Illyrischen oder Keltischen abstammt und soviel wie „Goldwäsche“, „Goldwasser“ oder „Goldbach“ bedeutet (QUIRING, 1948). Im Mittelalter wurden die Töpfer als „Euler“ oder „Üllner“ bezeichnet (NEHLS, 1993).
In einem weiteren Sinn kann das Graben und anschließende Schlämmen von Lehm und Ton für Töpferzwecke als eine ähnliche Tätigkeit wie das Goldwaschen betrachtet werden.
Der Unterschied besteht nur darin, dass beim Goldwaschen die schweren, in der Rinne zurückbleibenden Minerale und das Gold das gesuchte Mineral ist, beim Schlämmen von Lehm und Ton für Töpferzwecke dagegen die leichten und feinen, vom Wasser weggeschwemmten und in anschließenden Becken wieder abgesetzten Minerale von Interesse sind.
Bereits NEHLS (1993) hat bei seinen Ausführungen über den Bergbau im Oberbergischen Kreis die Bezeichnung „Eule, „Eueln“ und „Uelenkuhlen“ in Verbindung mit Bergwerken als auffällig erwähnt. Fast alle Erze aus dem Metallbergbau wurden vor der Verhüttung einer Dichtetrennung mit Wasser unterzogen, sie wurden gewaschen.
Der böhmische Chronist HÁJEK V. LIBOČAN gebraucht in seinem 1541 erschienenen Werk für Goldwäsche die Worte „rýžovati“ und „rýže“ (in POŠEPNÝ, 1895).
Der Ortsname Riše (Reisch) in Mähren und die schlesischen Ortsnamen Reisicht bei Haynau, Reisicht bei Goldberg und die urkundlich 1404 genannte, auf einer Goldseife bauende Grube „czum Rysecht“ bei Nikolstadt sind wahrscheinlich daraus entstanden.
In diesem Zusammenhang ist es vielleicht auch erwähnenswert, dass der Begriff „Wolf-“ sehr oft bei bergbaulichen Anlagen auftaucht. Diese Bezeichnung stammt aber sicher erst aus der mittelalterlichen Bergbauperiode. Schon POŠEPNÝ (1895) hat im 19. Jh. auf der böhmischen Seite der Sudeten die Einheimischen nach „Wolfsgruben“ befragt und daraufhin sehr oft alte Pingen, Schurflöcher oder Halden festgestellt.
Bei der Goldberger Lagerstätte in Schlesien gibt es den Ort Wolfsdorf und einen Wolfsberg. Der Ort Wolfshau bei Karpacz (Krummhübel) liegt direkt am Eulengrund. Ein kleiner Schürfschacht bzw. eine Pinge auf dem Bleiberg bei Kaczorów (Ketschdorf) ca. 18 km östlich von Jelenia Góra (Hirschberg) wurde auch als Wolfsgrube bezeichnet. Bei Zwiesel im Bayrischen Wald werden ebenfalls alte Pingen und Halden vom Goldwaschen als Wolfsgruben bezeichnet (LEHRBERGER, 1996). Die wenigen Beispiele sind natürlich nicht aussagekräftig, aber vielleicht als Hinweis auf alte Bergbauaktivitäten nützlich. Im deutschen Sprachraum gibt es sicher einige hundert Wolfsberge, -dörfer, -kuhlen und -gruben.
Vielleicht war der einheimischen Bevölkerung die Tätigkeit der Bergleute nicht ganz geheuer und die Örtlichkeiten auch etwas unheimlich und hat sie deshalb mit dem Wolf in Verbindung gebracht. Der Kurfürst August hatte z.B. in Sachsen im 16. Jh. Bedenken „einen jeden fremden umherfahrenden Goldwäscher zu gestatten sich in die Wildbäche und Waldungen einzulegen“ (POŠEPNÝ, 1895).
Die Goldwäscher hatten einen so schlechten Ruf, dass sie laut einer 1234 von Markgraf Přemysel ausgestellten Urkunde in Unicov (Mährisch-Neustadt) und in umliegenden Ortschaften weder wohnen noch übernachten durften (POŠEPNÝ, 1895). In alten Sagen werden die gegenüber Bauern privilegierten Bergleute oft als übermütig, verschwenderisch, zügellos, grausam und frevelhaft dargestellt. Die Sagen enden oft mit dem Untergang der Bergleute einschließlich der Bergwerke. Vom Altenberg im Siegerland und von Keldenich in der Nordeifel sind derartige Sagen überliefert (SLOTTA, 1983). Leider hat sich dieses jahrhundertealte Misstrauen gegenüber Bergleuten und Goldwäschern teilweise bis heute auf Mineraliensammler und Hobbygoldwäscher übertragen.
Mittelalterliche Bergmannssiedlungen in Schlesien tragen oft den Namen „Heinzendorf“ (6-mal vorhanden) und Kunzendorf (14-mal vorhanden) (QUIRING, 1948). Vielleicht hat hier die negative und abträgliche Redensart „… dann kann ja Hinz und Kunz kommen …“ ihren Ursprung.
Der Name „Altenberg“ für Bergwerke, Berge und Ortschaften ist bis auf einige Ausnahmen ebenfalls ein Hinweis auf uralte Bergbautätigkeit. Die Grube Altenberg bei Zlaté Hory (Zuckmantel) in Mähren an der Grenze zu Schlesien, förderte bis 1598 Gold-, Silber- und Bleierze (QUIRING, 1948).
Der Ort Radzimovice (Altenberg), ca. 20 km östl. von Jelenia Góra (Hirschberg), ist sicher mit einer der ältesten Bergbauorte in Schlesien (STAUFFACHER, 1915), bis 1925 wurden dort Blei- und Kupfererze, Pyrit und goldhaltiger Arsenkies gefördert. Der Altenberg im Erzgebirge war eine bedeutende Zinnlagerstätte, die Grube Altenberg bei Müsen ist mit eines der ältesten Bergwerke im Siegerland. Ein weiterer Altenberg nördlich von Wetzlar liegt im Bergbaugebiet von Hohensolms, Königsberg und Bieber. Eine kleine Blei-Zinkerzgrube bei Burgsahr (ca. 6 km westlich von Altenahr in der Eifel) liegt direkt am Fuß vom Alter Berg.
Gleich zweimal gibt es bei Hellenthal in der Eifel ein Altenberg und einmal einen Wolfsberg in diesem Bergbaugebiet und dann noch der berühmte Altenberg bei Kelmis (La Calamine) in Belgien.
Bei Innerkrems in Kärnten, einem uralten Bergbaugebiet auf Eisenerze ist die Bezeichnung Altenberg vorhanden, ebenso bei den Bleierzgruben Rubland, die bereits zu der großen Bleiberger Lagerstätte bei Villach überleiten. Auch der Name Altwasser und Altengrund im Bereich von Goldseifen der Kalten Moldau bei Haidmühle in Bayern ist sicher ein Hinweis auf alte Goldwäschereien.
Ortsbezogene Zusammenhänge von Goldvorkommen und Bergbau mit der Bezeichnung „Eule“
In einem Teilgebirge der Sudeten, dem Góry Sowie (Eulengebirge) in Schlesien, gab es umfangreiche Goldwäschereien an der Bystrzyca (Weistritz) bei Dzierzoniów (Reichenbach) und anderen Orten. Weitere Hinweise auf Goldwäschereien im Eulengebirge sind: Langseifersdorf, Steinseifersdorf am Eulenbach, Goldener Bach, Goldener Wald, Seifenwald, Seifenwasser, Goldwasser, Goldwiese, Goldgraben.
Im Südosten schließt sich das Glatzer Bergland mit der Goldlagerstätte Zloty Stok (Reichenstein) an, in der vom Mittelalter bis in die Neuzeit goldhaltiges Arsenerz gefördert wurde.
Nur ca. 15 km nördlich wurde bei Starczów (Alt-Altmannsdorf) eine kupferne Kreuzhacke gefunden, dieses typische Werkzeug der kretischen Goldsucher ist ca. 4000 Jahre alt; den 1700 Jahre später dort lebenden Kelten wird auch diese Goldlagerstätte sicher nicht entgangen sein.
Der umfangreichste mittelalterliche Goldbergbau bzw. die größten Goldwäschereien in Niederschlesien waren in der unmittelbaren Umgebung von Zlotorya (Goldberg). Abgebaut wurde eine goldführende 1-2 m starke Sandschicht aus dem Tertiär, die bis zu 30 m mit Ton, Lehm und Schotter überlagert ist. Diese Schicht reicht bis unter den tertiären Basalt des Geiersberges.
Der Bergbau auf dieser Schicht ist sehr alt, in einer Ziegelei-Tongrube, die über der goldführenden Sandschicht liegt, wurde 1840 ein Rundschacht von ca. 1,3 m Ø freigelegt. Die Auskleidung mit Kieferbrettern, die durch Reifen von Weidenhölzern gehalten wurden, ist wahrscheinlich erst bei einer mittelalterlichen Wiederinbetriebnahme eingebaut worden. Weitere Rundschächte mit 1,3 m Durchmesser, aber ohne Spuren von einem Ausbau, wurden 1842 bei Versuchsarbeiten ebenfalls in der Nähe der Ziegelei gefunden (QUIRING, 1913).
Vergleichbare Rundschächte mit 1,15-1,25 m Durchmesser bei Kordel-Butzweiler in der Südeifel und bei Leversbach im Maubacher Revier in der Nordeifel stammen aus der Römerzeit, wobei ein La-Tène-zeitliches Alter nicht ausgeschlossen wird (SLOTTA, 1983).
Ab 1180, als deutsche Bergleute in Schlesien den Bergbaubetrieb wieder aufgenommen haben, wurden nur noch viereckige Schächte abgeteuft.
Bei Karpacz (Krummhübel) gibt es unterhalb der Schneekoppe einen „Eulengrund“ und eine Flurbezeichnung „Eule“. Unterhalb von diesem „Eulengrund“, bei dem Ort Ściegny (Steinseiffen), gibt es uralte Halden und Pingen vom Goldwaschen und in der Flur „Eule“ streichen gold- und silberführende Magnetkiesgänge zutage aus (QUIRING, 1948).
In einer Karte von QUIRING (1948) über die Goldvorkommen der Sudeten sind ca. 10 km östlich von Jelenia Góra (Hirschberg), zwischen den Orten Rohrlach und Seiffersdorf, in der sogenannten Rohrlacher Heide, ebenfalls größere Flächen, ähnlich wie bei dem Ort Steinseiffen, als Goldseifen eingetragen. Bei diesen Größenordnungen einer mittelalterlichen oder auch späteren Goldwäscherei wären sicher schriftliche Aufzeichnungen vorhanden. Das Wissen über diese Goldseifen war aufgrund der Ortsnamen sicher auch im Mittelalter vorhanden, aber wahrscheinlich war infolge der geringen Konzentration ein lohnender Waschbetrieb bereits zu dieser Zeit nicht mehr möglich.
Über die Goldwäscherei von 1180-1400 bei Goldberg, Löwenberg und Nikolstadt gibt es z.B. mehrfache schriftliche Zeugnisse und Urkunden, deshalb sind vermutlich die Halden von Steinseiffen und der Rohrlacher Heide keltischen Ursprungs.
Auch östlich von Kowary (Schmiedeberg) gibt es einen Eulenhügel, Eulenstein, ein Goldrinsel und einen Zinnseifenberg; ganz in der Nähe liegt auch die alte Grube „Evelinensglück“.
Die Haupterze Chalkopyrit, Bornit, Arsenopyrit, Sphalerit, Galenit, Löllingit und Pyrrhotin führten 3g/t Gold und etwas Cassiterit (Zinnstein) (TRAUBE, 1888). Wahrscheinlich wurde die Anreicherung in der Hutzone und im Verwitterungsschutt der Lagerstätte auch sehr früh erkannt.
Der Name „Iser“, ein rechter Nebenfluss der Elbe, nach der auch das westliche Teilgebirge der Sudeten benannt ist, soll einen keltischen Ursprung haben (HEMMERLE, 1996). Ebenso werden die Flussnamen „Isère “ in Frankreich, die „Yser“ in Brabant, Belgien und noch weitere ähnlich lautende Namen den Kelten zugerechnet. „Iska“, „iskara“ heißt im Keltischen „Wasser“ (HOLDER, 1891-1913).
Mirsk (Friedeberg am Queis) im Isergebirge, ebenfalls auf der Nordostseite der Sudeten, soll früher Eulendorf genannt worden sein (Heimatbuch des Kreises Löwenberg). Dort gibt es ebenfalls dreimal die Bezeichnung Eulenstein, zweimal Eulenberg, Goldgrubenhübel, Goldgruben und die Flurnamen Seiften und Seiffenbrücke. Ganz in der Nähe von Friedeberg bei den Orten Zlotniki Lubańskie (Goldentraum) und bei Goldbach wurde ebenfalls Gold gewaschen.
Etwa 6 km südöstlich von Friedeberg liegen die kleinen Dörfer Gierczyn (Giehren) und Przecznica (Querbach) mit Zinn- und Kobaltgruben, die im Mittelalter in Blüte standen. Auf der böhmischen Seite direkt an der Grenze zu Schlesien gibt es bei Nove Mesto (Neustadt) ein ähnliches Vorkommen (POŠEPNÝ, 1895). Die, wenn auch geringen Zinnsteingehalte im Sand und Geröll der Bäche sind sicher auch nicht unbemerkt geblieben, denn Zinnerze waren äußerst wichtig, aber viel seltener als die ebenso für die Bronzeherstellung erforderlichen Kupfererze. Bronze enthält ca. 5-15% Zinn, der Rest besteht aus Kupfer.
Zinnstein reichert sich auf Grund seiner Dichte von 6,8-7,1 und der Härte von 7 ebenfalls wie Gold in den Seifen an und eine wechselseitige Entdeckung von Gold und/oder Zinnstein ist gut möglich. In Mitteleuropa gibt es Zinnstein in früher bauwürdigen Vorkommen nur im Erzgebirge auf der böhmischen und sächsischen Seite und im Fichtelgebirge. Die Zinnseifen bei Wunsiedel im Fichtelgebirge haben z.B. zeitweise auch etwas Gold geliefert.
Im Erzgebirge gibt es mitten im Zinnerzgebiet bei Sadisdorf, im Einzugsgebiet des Pöbelbaches, der bei Schmiedeberg in die Weißeritz mündet, einen Eulenberg und eine Flurbezeichnung Eule (LAPIS Nr. 2, 1997, S. 15/Alte geologische Karte von MÜLLER, 1867, in „Die Mineralien von Sadisdorf, Sächsisches Erzgebirge“). Es ist nicht auszuschließen, dass es hier einmal eine keltische Zinnerzwäsche gab.
Im Weißeritztal sollen ebenfalls Seifen betrieben worden sein, ob auf Zinn oder Gold wird nicht angegeben (POŠEPNÝ, 1895). Weitere mittelalterliche Goldwäschen gab es in dem Dreieck der Orte Chemnitz – Freiberg – Waldheim. POŠEPNÝ (1895) nennt den Ort Euba am Eubabach, was vielleicht eine Ableitung von Eule ist und die Orte Ottendorf, Krumbach, Falkenau, Ehrenberg, Kriebstein und den Schönborner Wald. Auch die Ortsnamen Reichenbach, Seifersdorf und Seifersbach sind Hinweise auf Goldwäscherei und es ist sicher kein Zufall, dass südlich von Hainichen im Zentrum des Dreiecks der Ort Eulendorf liegt.
Die großflächigen Waschhalden an der Otava in Südwestböhmen sind nach Schätzungen von POŠEPNÝ (1895) das Arbeitsergebnis von mindestens 1000, wahrscheinlich aber noch mehr Goldwäschern über einen Zeitraum von einigen Jahrhunderten. Bei neueren Waschversuchen in diesem Gebiet wurden bei Modlešovice an der Otava 1940 eine noch recht gut erhaltene keltische Goldwaschbank aufgefunden und vom tschechischen Nationalmuseum rekonstruiert. Diese Goldwaschbank besitzt eine bemerkenswerte technische Lösung.
Die Durchflussgeschwindigkeit des Wassers in der Waschbank konnte durch bewegliche Bretter reguliert werden. Damit war eine optimale Ablagerungsmöglichkeit auch kleinster Goldflitter in einem in der Waschbank liegenden Schaffell sichergestellt.
Bei einem Waschversuch an der Otava konnten zwei Männer mit dieser Rekonstruktion an einem Tag fast 1 g Gold gewinnen (WÄLDHAUSER, 1996).
Nur 25 km südöstlich von Prag liegt die kleine Stadt Jilové, die früher den deutschen Namen Eule trug. Die Jilové-Zone ist die reichhaltigste Goldzone von Böhmen, die seit dem Mittelalter bis 1968 aus mehreren Bergwerken eine geschätzte Menge von 11 t Gold geliefert hat (WALDHAUSER, 1996). Die Kelten haben ganz sicher zumindest die Flussseifen der Umgebung gekannt und bearbeitet.
In Mähren im Jesenik-Gebirge (Altvatergebirge), ein südöstlicher Teil der Sudeten, liegt ca. 20 km südlich von Rýmařov (Römerstadt) der kleine Ort Paseka (Passek). Im 15. Jh. gab es dort Goldwäschereien (HEMMERLE, 1996). Nur ca. 6 km oberhalb des Ortes liegt am gleichen Bach der Ort Sovinec (Eulenberg) mit der Eulenburg. Auch hier ist wieder die Verbindung einer Goldwäsche mit dem Namen Eule erkennbar. Allerdings ist die ursprüngliche Bedeutung des Namens wahrscheinlich schon sehr früh verlorengegangen, denn das Wappen aus dem 15. Jh. zeigt im Schild bereits eine Eule auf einem Hügel.
Jihlava (Iglau), eine alte Bergstadt in Mähren an der böhmischen Grenze, die durch den Silberbergbau seit dem 13. Jh. bekannt ist, wird von QUIRING (1948) ebenfalls als Goldbach gedeutet.
Im Waldviertel in Niederösterreich an der Grenze zu Böhmen gibt es bei Litschau am Reißbach einen Eulenberg und etwas unterhalb, ca. 4 km südlicher, den Ort Reichenbach. Der Reißbach gehört zum Einzugsbereich der goldführenden Lužnice (Luschnitz) (KURDRNÁČ, 1977). Hier ist wieder ein Zusammenhang zwischen dem Begriff „Eule“ und dem Hinweis auf Goldwäscherei durch den Ortsnamen Reichenbach gegeben.
Im Erzgebirge der Zips in der Slowakei, ebenfalls keltischer Siedlungsraum, in dem später deutsche Bergleute eingewandert sind, erwähnt QUIRING (1948) auch einen Ort Eulenbach.
Vom Edergebiet bis zur Eifel ist der Zusammenhang von Goldvorkommen mit der Bezeichnung „Eule-“ ebenfalls vorhanden. Natürlich ist es problematisch ca. 1000 km weiter westlich auf ähnliche Zusammenhänge zu schließen, aber es war ebenfalls keltischer Siedlungsraum und es gibt hier auch Seifengoldvorkommen.
Hier wurden auch mehrere Bäche, deren Einzugsgebiet einen Eulenberg oder -kopf einschließt, soweit nicht bereits bekannt, auf eine mögliche Goldführung untersucht. In der Regel wurde ca. 2 Stunden das Material aus dem Bachgrund unter 5 mm Korngröße durch eine ca. 1 m lange Goldwaschrinne geleitet, die zurückgebliebenen Schwerminerale mit der Goldwaschpfanne bis auf 1-2 cm3 konzentriert und unter dem Binokular bei 25-facher Vergrößerung überprüft. Die Proben wurden auf einer Fläche von ca. 1 m2 entnommen und können bei einem zu prüfenden Bachabschnitt von bis zu mehreren Kilometern mehr oder weniger nur als Stichprobe angesehen werden.
Innerhalb der bekannten Goldvorkommen im Edergebiet gibt es bei Dalwigksthal einen Berg, der als Eulenkopf (427 m) bezeichnet wird und südlich von der goldführenden Orke umflossen wird. Auch der kleine, ca. 1 km lange Bach an der Westseite des Eulenkopfes hat sich bei einer Überprüfung als goldführend erwiesen.
Zwischen Hemfurth und Mehlen an der Eder gibt es ebenfalls einen Eulenkopf. An der Eder wurden noch im 19. Jh. umfangreiche Goldwaschversuche unternommen. Südöstlich von Frankenau fließt der Schweinfebach westlich am Eulenberg (511 m) vorbei in südlicher Richtung über Altenhaina und mündet bei Gemünden in die Wohra, die wiederum über die Ohm zum Einzugsgebiet der Lahn gehört. Der Schweinfebach ist goldführend, dagegen haben die östlichen Parallelbäche, im Königshäuser Grund und die Wohra nördlich von Haina (Kloster) eine kaum nachweisbare Goldführung. Allerdings konnte in der Wohra und dem Bach im Königshäuser Grund Cinnabarit nachgewiesen werden. Es ist zwar bekannt, aber immer wieder faszinierend, die leuchtend roten Cinnabaritkörnchen trotz ihrer geringen Härte aber mit der hohen Dichte von 8,1 in der Schwermineralfraktion aufzufinden.
Hier ist wieder ein deutlicher Zusammenhang mit dem goldführenden Schweinfebach und dem Eulenberg zu sehen. Die ungewöhnliche Bezeichnung „Aulesburg“ für eine Klosterruine an dem nur einige 100 m nördliche vom Eulenberg (511 m) liegenden Ebelsberg (514 m) könnte auf eine alte Befestigungsanlage hinweisen.
Abb. 2: Waschgold aus dem Edergebiet, Bildbreite 7 mm (Sammlung und Foto H. Lorenz).
Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Reste einer Siedlung aus der La-Tène-Zeit bei Bad Wildungen und die Sprachgrenze zwischen dem Niederdeutschen und dem Mittelhochdeutschen, die sich von der Eder (KÖNIG, Ferienland Waldeck, ohne Jahresangabe) über das Siegerland bis in die Eifel verfolgen lässt.
In dem keltischen Fürstengrab vom Glauberg, nordöstlich von Frankfurt/M. wurde ein goldener, aufwendig gearbeiteter wertvoller Halsschmuck entdeckt. Der Machtbereich bzw. das Einflussgebiet des Fürsten wird bis zum Kellerwald-Edergebiet angenommen. Es wäre schon ein außerordentlicher Glücksfall, wenn die Herkunft des Goldes anhand von Spurenelementen dem Kellerwald-Edergebiet zugeordnet werden könnte. Allerdings ist so eine gebietsbezogene Zuordnung sehr selten möglich, weil Gold über große Entfernungen gehandelt, verschenkt und auch geraubt wurde. Häufig wurde auch das Gold von mehreren Fundorten gemeinsam eingeschmolzen und anschließend neu verarbeitet.
NOEGGERATH (1834) in HOMANN (1989) hat durch eigene Waschversuche festgestellt, dass alle Bäche westlich der Aar und Orke bis nach Bad Berleburg kein Gold führen, um so interessanter ist deshalb der Goldnachweis bei einem Waschversuch im Elbringhäuser Bach unterhalb des Eulenkopfes (561 m), der im angeblich goldfreien Gebiet liegt.
Der Einzugsbereich des Elbringhäuser Baches liegt vollständig in unterkarbonischen Kulmgrauwacken und Tonschiefern, ähnlich den Gewässern im Edergebiet, aber ca. 30 km südwestlich der bekannten Edergoldvorkommen.
Zwischen Haiger im Dillkreis und Wilnsdorf im Siegerland liegt bei Steinbach der Eulenberg (556 m) mitten in devonischen Tonschiefern, Sandsteinen und Grauwacken, die zum Oberen Ems gehören. In den in der Nähe liegenden Bächen Krummbach, Treisbach, Heller und Wildenbach war ein Goldnachweis nicht möglich. In der Schwermineralfraktion vom Krummbach und Hellerbach gab es jeweils Cinnabaritkörnchen. Vielleicht ist hier ein Zusammenhang mit den am Südosthang des Eulenberges liegenden Gruben „Bergmannsglück“ und „Freudenzeche“ vorhanden. Dass den Kelten die Eisenerze des Siegerlandes bekannt waren, wird durch mehrere aufgefundene Eisenschmelzöfen bestätigt.
Orts- und Gewässernamen in der Eifel gehen vielfach bis auf die Kelten zurück. Die Ortsnamen Daun, keltisch dunum = Burg, Jünkerath = Ico-rigium und Marmagen = Marcomagus, auch die markante Erhebung der Hohen Acht soll ebenfalls einen keltischen Ursprung haben. Im oberen Kylltal, zwischen Losheim und Udenbreth, lässt sich die Wilsam, ein linker Zufluss zur Kyll, zwanglos als keltische Bildung zuordnen, vergleichbar mit den Flussnamen Dreisam, Zusam und anderen (KUHN, 1968).
Der Weiße Stein, der ca. 2 km südwestlich von Udenbreth liegt, soll eine keltische Thingstätte gewesen sein (BRUNNEMANN, KASIG, KATSCH 1994). Im Bereich der oberen Kyll finden sich sowohl die Bezeichnungen -siefen und auch seiffen als Flur- und Gewässerbezeichnungen.
Nicht ohne Grund haben die Römer die Grenze zwischen Obergermanien und Untergermanien auf dieser alten, bis in die Bronzezeit zurückzuverfolgenden Linie vom Vinxtbach am Rhein über die Wasserscheide zwischen Mosel und Rur bis in den Einzugsbereich der Maas gezogen.
Nur ca. 1 km unterhalb der Einmündung der Wilsam in die Kyll mündet als rechter Zufluss der Röhlesbach in die Kyll. Das Einzugsgebiet vom Röhlesbach reicht bis Losheim an die Grenze zu Belgien. Die kleinen Zuflüsse des Röhlesbaches heißen Katerbach, Hartenbach, Langbach und in den Langbach mündet der ca. 2,5 km lange „Eulenbach“. In Losheim taucht dann auch noch ein Straßenname „Am Goldenbach“ und eine Flurbezeichnung „Wolfspütz“ auf. In der Nähe vom Weißen Stein sind noch ein Wolfsberg, eine Flurbezeichnung Wolfsseifen und ein Bach als Wolfsseifen in der Topographischen Karte 1:25000 eingetragen. Ein weiterer „Eulenbach“ liegt nur ca. 5 km südlich bei Krewinkel bereits auf belgischem Gebiet. Hier sind, angefangen mit dem wahrscheinlich ältesten Namen „Eulenbach“ über die mittelalterliche „Seife“ und dem „Goldbach“ mehrfache Hinweise auf ein Goldvorkommen. Auch der Name „Wolf-“ taucht mehrfach, sogar als „Wolfsseifen“, wieder auf.
Eine Überprüfung des Schwermineralkonzentrates vom Eulenbach und Langbach bei Losheim erbrachte den Goldnachweis und außer den üblichen Mineralien (Magnetit, Titanit, Granat, Zirkon etc.) auch Baryt und als Besonderheit über 20 Cinnabaritkörnchen. Der ebenfalls gefundene Olivin und Augit stammt sicher aus dem Basalt und den Basaltschlacken, die zum Befestigen der Wirtschafts- und Forstwege benutzt wurden.
Im nur ca. 2 km langen Eulenbach bei Krewinkel war nur sehr wenig Sediment zur Gewinnung von Schwermineralkonzentrat vorhanden, Gold konnte hier nicht nachgewiesen werden, nur etwas Cinnabarit. Hier stellt sich aber die Frage, warum auf dieser kurzen Distanz ein Eulenbach gleich zweimal auftaucht. In der Kyll, oberhalb der Einmündung des Röhlesbaches und auch in der Wilsam konnte bei jeweils einer Probe kein Gold nachgewiesen werden.
Östlich von Retterath in der Eifel ist ebenfalls in der topographischen Karte 1:50000 ein Eulenberg (497 m) eingetragen. Im direkt westlich vorbeifließenden Elzbach und in dem nördlich vom Eulenberg fließenden Arbacher Bach konnte ein Goldnachweis nicht erbracht werden, dafür erbrachte der nur ca. 2 km südlicher in den Elzbach einmündende Uersfelder Bach eine Überraschung:
Im Schwermineralkonzentrat fand sich Gold, sehr viel Baryt und über 200 Cinnabaritkörnchen bis zu 1 mm Größe. In den Barytgängen zwischen Uersfeld und Gunderath, die durch die Grube „Bergkrone“ bis 1967 abgebaut wurden, war das Vorkommen von Cinnabarit bekannt, aber es ist schon erstaunlich, ca. 3 km unterhalb der Grube so viel Cinnabarit im Bachsediment aufzufinden.
Noch ein Eulenberg (407 m) in der Eifel liegt bei dem Ort Vollem, nur wenige Kilometer von dem bereits erwähnten Tanzberg bei Keldenich und der großen Bleilagerstätte von Mechernich entfernt. Auch der Zusatz „Alter Bach“ am Veybach, nur ca. 1 km unterhalb des Eulenbergs, kann als Hinweis auf eine alte Erzwäsche angesehen werden.
Ein sehr großes, allerdings auch sehr armes Goldvorkommen liegt im Hohen Venn in Belgien. Örtlichkeiten mit dem Namen „Eule-“ sind dem Verfasser hier nicht bekannt, obwohl auch hier Orts- und Gewässernamen teilweise einen keltischen Ursprung haben. Zum Beispiel „Ambleve“ (Amel), „amb“ ist ein typisches keltisches Präfix, amb = Bach (HOLDER, 1891-1913).
Auch wird der ziemlich zentral im Goldvorkommen des Hohen Venn liegende größere Bergrücken bei Montenau Wolfsbusch genannt. Die Hügel und Halden vom Goldwaschen wurden im 19. Jh. von dem bekannten Geologen und Berghauptmann Heinrich VON DECHEN noch als alte Grabstätten angesehen. Erst Ende des 19. Jh. wurden die bis zu mehrere Meter hohen Halden als alte Goldwaschhalden erkannt (LOEWE, 1902).
Abb. 3: Alte, vom Fluß Amblève (Amel) angeschnittene Goldwaschhalde aus keltisch-römischer Zeit bei Montenau im Hohen Venn (Belgien). Nur in den ungünstigen und teilweise sumpfigen Lagen sind Halden noch vorhanden, viele wurden für die landwirtschaftliche Nutzung bereits eingeebnet.
Vermutlich wurden infolge des geringen Goldgehaltes die Seifen im Mittelalter nicht bearbeitet oder wurden schon zur Zeit der Völkerwanderung vergessen. Deshalb gibt es auch im Gegensatz zu den Goldvorkommen, die im Mittelalter intensiv bearbeitet wurden, auch keine älteren schriftlichen Aufzeichnungen (LOEWE, 1902).
Der erste schriftliche Nachweis über Goldfunde im Hohen Venn, in der Gegend von Quarreux, am rechten Ufer der Amblève, stammt von 1833 (VOIGT, 1952). Das Zentrum der Waschhalden liegt bei Malmedy, besonders an der Amblève (Amel), an der Warche, am Rechtersbach und Emmelbach. Die Waschhalden sind auf einer Länge von über 30 km nachgewiesen (LOEWE, 1902). LOEWE (1902) und auch QUIRING (1948) bezeichnen sie als römische Waschhalden; CORNELIUS (1950) bezeichnet die Halden „als 1876 entdeckte uralte keltische Goldwaschhalden“. Beides kann als zutreffend betrachtet werden, weil nach der Unterwerfung der Kelten durch die Römer die sicher schon bestehenden Bergwerke und Goldwäschereien unter römischer Leitung weitergeführt wurden.
Der Bergverwalter JUNG aus Eitorf/Sieg hat 1895 einige Goldwaschversuche durchgeführt. CORNELIUS (1950) schreibt: „In einer 4,5 m langen Rinne, an deren Kopfende ein Sieb befestigt war, gewannen zwei Arbeiter täglich 80-120 Goldkörnchen von kaum dem Auge wahrnehmbarer bis zu Stecknadelkopfgröße“.
Auf die Tonne Haufwerk sollen 3-4 g Gold gekommen sein, später nur noch 0,5-2 g. Diese Angaben über den Goldgehalt des Haufwerkes und die tägliche Ausbringung von zwei Arbeitern ist allerdings widersprüchlich. In den Goldseifen am Oberrhein sind z.B. 40000-160000 und im Edergebiet immerhin noch 25000 Goldflitter und -körnchen für 1 g erforderlich (HOMANN, 1985/86). Sollten die Flitter und Körnchen im Hohen Venn mehr als doppelt so groß sein wie im Edergebiet, sind ca. 10000 für 1 g erforderlich. Bei 80-120 Körnchen wäre die Tagesleistung von zwei Mann nur 8-12 Milligramm. Auch bei nur 0,5 g Gold in einer Tonne Haufwerk brauchten zwei Personen täglich nur 20-30 kg Sand, Lehm und Geröll zu waschen, dagegen war die Tagesleistung eines Rheingoldwäschers im 19. Jh. ca. 7000 kg Sand und Kies mit einem Ergebnis von 1-3 g Gold.
Neben dem Gold taucht nun im zentralen Teil des Vennmassives ein weiteres typisches Seifenmineral auf, der bereits erwähnte Cassiterit, der Zinnstein der deutschen Bergleute. Es gibt sogar eine Urkunde vom 6. September 667 über eine Landschenkung an die Abtei Stavelot-Malmedy, wo ein verwilderter Landstrich mit dem Namen „Stagne baccum“ erwähnt wird. Seit 967 bis heute heißt die Örtlichkeit Steinbach.
VOIGT (1952) erklärt den Namen mit dem keltischen „Stagno“ für Zinn und „baccum“ mit Vertiefung, Mulde, Loch, also eine Zinnmulde oder Zinnloch. BREUER (1911) hat in seinem Analysenmaterial aus dem Raum Malmedy neben Gold auch immer Zinnstein festgestellt. Die Reichsabtei Kornelimünster bei Aachen bestätigt im Jahr 1413 alte „waltrechte dat synt silverkuyllen, blykuyllen, eiserenkuyllen off zynnenkuyllen ind den zehnten daraiff (GRAF 1990).
Diese angesprochenen Zinnkuhlen lassen sich wahrscheinlich nicht mehr lokalisieren, aber VOIGT (1952) hat in seinem Untersuchungsmaterial aus dem Brandenberger Gangzug, im nordöstlichen Teil des Venngebietes einen beachtlichen Zinngehalt festgestellt, allerdings offen gelassen, welches Zinnmineral vorliegt.
Interessanterweise werden die Goldvorkommen zwischen Eupen und Stolberg auf dem Nordflügel des Vennsattels in dieser Urkunde nicht erwähnt, obwohl die Vorkommen der Inde, des Vichtbaches und des Omerbaches in unmittelbarer Nähe der Abtei liegen. Durch Waschversuche im Hohen Venn konnte im Schinderbach zwischen Iveldingen und Schoppen und im Ladebach zwischen Born und Montenau Gold nachgewiesen werden, in den anderen bereits genannten Bächen wird ein Nachweis ebenfalls leicht möglich sein, Zinnstein wurde in diesen beiden Proben nicht festgestellt*. Die alten Halden sind jedenfalls heute noch ein beeindruckendes Zeugnis einer intensiven Goldwäscherei vor über 2000 Jahren.
Abschließend lässt sich feststellen, dass diese vielen Beispiele sicher keine Zufälligkeiten sind. Das Wort „Eule“ muss nicht unbedingt mit Gold gleichzusetzen sein wie QUIRING (1948) vermutet, es sind auch, wie bereits beschrieben, andere Deutungen möglich, aber ein Zusammenhang mit Goldvorkommen, der Goldgewinnung und Bergbauaktivitäten ist mit Sicherheit anzunehmen. Eine umfangreichere Bearbeitung dieser Frage, wobei sicher noch viele Eulenberg, -bäche, -burgen und -steine auftauchen werden, wird dies sicher bestätigen.
Die vorstehenden Ausführungen sind ja mehr oder weniger ein Ergebnis der zufälligen Kenntnis einiger Orte durch den Verfasser in Verbindung mit dem Interesse an Mineralien.
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* Ergänzung durch den Autor:
Bis 2010 war es nicht möglich in weiteren Sedimentproben Zinnstein aufzufinden.
In der Schwermineralfraktion wurden Magnetit, Hämatit, Pyrit, Augit, Granat (Spessartin ?), Titanit, Zirkon, Turmalin und jeweils einmal Anatas und Korund festgestellt.
Danksagung
Danken möchte ich hiermit Herrn Diplomgeologen Jacek BOGDANSKI von der Universität in Wrocław (Breslau) für den ersten Hinweis bezüglich des Eulengebirges in Schlesien mit der entsprechenden Quellenangabe.
Literatur
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Topographische Landeskarte 1:50000: L 4918 Frankenberg, L 5116 Biedenkopf, L 4916 Bad Berleburg, L 5314 Dillenburg, L 5504 Schleiden, L 5708 Mayen
Wanderkarte des Eifelvereins Nr. 14,125000, Hellenthal
Deutscher-Belgischer Naturpark, Wanderkarte 1:50000
Geologische Übersichtskarte von Hessen, 1:300000 (einschl. Erläuterungen Band 96 [1996])